Der Gast, der im Klo eingeschlafen ist – und morgens in der Küche Frühstück verlangt hat
Ein Drama in drei Akten, zwei Pissoirs und einem Cappuccino.
Es war Freitagabend.
Volles Haus.
Service brennt.
Alles läuft – sogar halbwegs stressfrei, bis auf ein, zwei Bons, die wieder wie ein Sudoku mit Tomatensoße aussahen.
Tisch 12 war entspannt.
Drei Typen, zwei Frauen, bisschen laut, bisschen viel Wein, aber nichts, was uns in Schweiß bringt.
Hauptgang lief, Dessert lief, Digestif lief.
Dann kommt einer der Typen, nennen wir ihn einfach Klo-Kai,
nach dem Espresso nochmal zu mir an den Tresen und sagt:
„Ich muss mal kurz pinkeln. Aber danach… da kommt noch ’n Gin Tonic, okay?“
Ich:
„Klar. Wenn du’s wieder ausm Klo raus schaffst.“
Hätt ich bloß ernst gemeint, den Witz.
Feierabend naht.
Letzte Gäste zahlen, alle hauen ab.
Laden leer.
Wir putzen, rauchen, fluchen, machen alles fertig für morgen.
Irgendwann 01:30, Lichter aus, Türen zu.
**Nichtsahnend, dass Klo-Kai immer noch da war.
Der nächste Morgen.
Ich komm rein, Küche auf.
Kollege Tom checkt die Spülmaschine, ich geh Kaffeemaschine anwerfen.
Auf einmal hör ich:
„Moin, Jungs!“
Ich dreh mich um.
Da steht er.
Klo-Kai.
Zerknittertes Hemd, Haare wie gebratenes Basilikum,
aber: grinst.
Wach.
Hungrig.
Ich sag:
„Was zur Hölle… WIE zur Hölle…“
Er:
„Ey sorry, ich hab mich kurz hingesetzt, wollt mal Luft holen…
und dann… war’s halt dunkel. Und ruhig. Und warm.
Klo war sauber, hab mich auf den Deckel gelehnt…
und zack – pennen.“
GEPENNT. AUF DEM SCHEISSHAUS. IN UNSEREM LADEN.
ÜBER NACHT.
Ich denk, ich bin in nem Film.
Tom glotzt ihn an, als hätte er grad Jesus gesehen –
nur halt in verwester Version mit Alkfahne.
Ich frage:
„Brauchst du Hilfe? Polizei? Taxi? Ein Therapeuten?“
Er:
„Ich bräucht ehrlich gesagt einfach nen Cappuccino… und vielleicht was zu frühstücken?“
FRÜHSTÜCKEN?!
BRUDI, DU HAST HIER GESCHLAFEN –
WIR SIND KEIN FUCKING HOTEL.
Aber gut.
Gastroherz.
Wir machen ihm Rührei.
Kaffee.
Toast.
Er sitzt da – in unserem Personalraum –
und isst, als wär nix gewesen.
Ich frage:
„Hat dich keiner vermisst?“
Er:
„Ach, meine Leute dachten, ich bin bei ’ner Neuen gelandet.
War ja irgendwie auch so.“
Digga. DU HAST NEUES PORZELLAN GEKÜSST, JA.
Nachspiel?
→ Wir installieren Bewegungsmelder im Klo.
→ Seitdem wird abends IMMER nochmal kontrolliert.
→ Und Klo-Kai?
War zwei Wochen später wieder da.
Bestellt Dessert.
Sagt beim Rausgehen:
„Heute pinkel ich schnell, versprochen.“
Fazit:
Gastro-Gäste sind nicht nur hungrig –
sie sind unberechenbar.
Du denkst, sie essen, trinken, gehen.
Aber manche ziehen bei dir ein.
Klo-Kai hat uns eines gelehrt:
Abschließen ist kein Extra – es ist Überlebensschutz.
Und wenn ein Gast länger bleibt als der Umsatz –
dann servier ihm Frühstück.
Aber gib ihm To-Go.
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